Pressemitteilung von Donnerstag, 24. März 2011 Apothekerverband Nordrhein e.V.
Jod-Tabletten, die speziell für die Bevölkerung bei nuklearen Katastrophen vorgesehen sind, nutzen nur, wenn sie praktisch zeitgleich mit dem Einatmen von radioaktivem Jod eingenommen werden, teilt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) mit.
Aus Angst vor den Auswirkungen der Kernreaktorschäden in Japan besteht eine erhöhte Nachfrage zur Einnahme von Jod-Tabletten in den Apotheken in Nordrhein. Doch von der Bevorratung und vorbeugenden Einnahme dieser Tabletten raten die Apotheker dringend ab, denn dies birgt mehr Risiken als Nutzen. "Es ist zwar verständlich, wenn sich die Menschen Sorgen machen, aber in diesem Fall ist es unnötig", sagt Werner Heuking, Pressesprecher der Apotheker in Nordrhein. Selbst im schlimmsten Fall einer Kernschmelze besteht wegen der großen Entfernung zwischen Deutschland und Japan nach Informationen des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit keine Gefahr einer radioaktiven Verseuchung.
Aufgrund des Informationsbedarfes halten die Apotheken in Nordrhein eine Patienteninformation zum Thema "Jod" bereit. Diese und weitere Informationen stehen auch auf den Internetseiten der Apothekerkammer Nordrhein (www.aknr.de) und des Apothekerverbandes Nordrhein (www.av-nr.de).
Es gibt einen großen Unterschied zwischen hoch dosierten Jod-Tabletten und den Präparaten, die wegen einer Jodmangelerkrankung eingenommen werden. Jod-Tabletten, die speziell für die Bevölkerung bei nuklearen Katastrophen vorgesehen sind, enthalten 65 Milligramm Jodid, herkömmliche Jod-Tabletten nur einen Bruchteil davon. Im Katastrophenfall wären sie nutzlos, weil die Jod-Dosis so gering ist. Auch hoch dosierte Jod-Tabletten nutzen nur, wenn sie praktisch zeitgleich mit dem Einatmen von radioaktivem Jod eingenommen werden, teilt die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) mit. Nur in diesem Fall wird die Speicherung radioaktiven Jods in der Schilddrüse verhindert.
"Wer seinem Körper unnötig und vor allem unkontrolliert Jod zufügt, der riskiert Schäden an der Schilddrüse", sagt Heuking. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen die Reizung der Magenschleimhaut, allergische Reaktionen sowie Speicheldrüsenschwellungen oder Fieber. "Menschen, die älter als 45 Jahre alt sind, dürfen gar keine hoch dosierten Jod-Tabletten wegen des Auftretens von Stoffwechselstörungen einnehmen," ergänzt der Pressesprecher.
Weitere Informationen:
- Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (www.abda.de/amk)
- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Fragen
und Antworten zur aktuellen Situation (www.bmu.de/atomenergie_sicherheit/doc/47094.php) - Strahlenschutzkommission, Rubrik Beratungsergebnisse 2004 (www.ssk.de)
- Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (www.bbk.bund.de)
Pressekontakt: Dr. Peter Szynka, Telefon 0211-439170
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